Mein Foto

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sagt dir, was ich denke

by Rebecca Viola Lobe

In diesem Konzept geht es um Aktivismus gegen Vorurteile. Das Ziel ist es, dass sich Schüler:innen mit Intersektionalität beschäftigen und sich Vorurteilen (von anderen, aber auch eigenen) bewusst werden. Darüber hinaus geht es darum, dass Schüler:innen die Funktionen und Bedeutung der Kunst und der visuellen Medien im gesellschaftspolitischen Diskurs erkennen. In diesem Kontext werden Arbeiten der Künstlerinnen Esin Turan, Gemma O’Brien und Jakob Lena Knebl herangezogen und erste Erfahrungen mit Fotobearbeitung, Selbstdarstellung und Typografie mit dem Programm GIMP gemacht.

T-Shirts, Tassen, Taschen – Slogans und somit Schrift begegnen uns auf allen möglichen Alltagsgegenständen und werden auch immer wieder in künstlerischen Arbeiten eingesetzt. Dieses Unterrichtskonzept bezieht sich vor allem auf Arbeiten von Esin Turan und Gemma O’Brien. Die Schüler:innen können wählen, welcher der beiden Künstlerinnen und ihrer Arbeiten sie sich nähern wollen: Porträtfoto mit Schild (siehe Esin Turan, „Gegen Vorurteile“, 2015) oder Foto einer Körperbemalung mit Schminkstiften (siehe Gemma O’Brien, „Write Here, Right Now“, 2008). Es handelt sich in beiden künstlerischen Arbeiten um Selbstinszenierungen in Kombination mit Schrift, die Themen sind Vorurteile und Diskriminierung. Es ist von Vorteil, wenn die Schüler:innen bereits Basis-Erfahrungen mit Typografie haben.
Passend dazu könnte auch die Installation „Schwule Sau“ (2013) der österreichischen Künstlerin Jakob Lena Knebl vorgestellt werden, die mit diesem Kunstprojekt im öffentlichen Raum ein temporäres Mahnmal im Zentrum von Wien für die im Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten LGBTIQA+ Personen geschaffen hat.

  • Einführung (1 Doppelstunde):
    In der ersten Einheit werden Displayschriften besprochen. Die Wirkung von Schrift und politisch aufgeladene Schriften werden thematisiert. Im Anschluss betrachten die Schüler:innen Fotos von künstlerischen Arbeiten gegen Diskriminierung (Esin Turan, „Gegen Vorurteile“) und visuell-schriftlichen Elementen von Aktivismus (Black Lives Matter, Fridays for Future). Folgende Fragen könnten in den Raum gestellt werden: „Was seht ihr?“; „Was fällt euch bei der Wahl der Schriftart, der Schriftgröße etc. auf?“; „Worauf sollte geachtet werden?“; „Was verstehen wir unter Vorurteilen, Stereotypen, Diskriminierung?“; „Was kann man gegen Diskriminierung tun?“; „Was versteht man unter Sexismus, Rassismus, Klassismus?“. Die Lehrperson sollte, falls er nicht von Schüler:innen-Seite aufkommt, kurz in den Begriff der Intersektionalität einführen.Nachdem es sich um ein sehr privates und sensibles Thema handelt, suchen sich die Schüler:innen ihre Gruppenmitglieder frei aus. Beim Vorstellen der Aufgabenstellung werden Arbeiten von Esin Turan, Gemma O’Brien und Stefan Sagmeister als Beispiele an die Wand projiziert (siehe Quellenangabe).
  • Umsetzung (2 Doppelstunden):
    In der nächsten Phase planen die Schüler:innen ihr Schild oder ihre Körperbemalung (Thema, Spruch, mit oder ohne Logo/Bild, Schriftart, Layout, Format) und erstellen Entwürfe, welche mit Mitschüler:innen und/oder der Lehrperson besprochen werden können, bevor weitergearbeitet wird.Danach wird fotografiert (Smartphone oder Kamera). Eine kleine Auswahl der Bilder wird in einen gemeinsamen Ordner hochgeladen (MS Teams, Google Drive, …) und die Lehrperson gibt eine kurze Einführung in GIMP (Helligkeit und Kontrast adaptieren, s/w, zuschneiden). Im Anschluss bearbeiten die Schüler:innen ihre Fotos mit der Desktop-Applikation GIMP und laden sie auf die gewählte Plattform hoch. Wenn alle Arbeiten hochgeladen sind, projiziert die Lehrperson die Fotos und die Schüler:innen holen sich Feedback der Mitschüler:innen bezüglich Wirkung der Bildkompositionen. Im Anschluss entscheidet jede Gruppe über die Auswahl an Fotos, die ausgedruckt werden sollen.
  • Präsentation (1 Doppelstunde):
    Die ausgedruckten Fotos werden von der Lehrperson mitgebracht. Diese Fotos werden aufgelegt und thematisch sortiert. Es wird gemeinsam besprochen, wie die Fotos in der Aula gehängt werden: Welcher Titel passt zu den Fotos? In welchen Sprachen soll der Titel vorhanden sein? Welcher Kontext ist notwendig?
  • Die Arbeiten „Gegen Vorurteile“ der österreichisch-türkischen Künstlerin Esin Turan dienen als Inspiration für die Schüler:innen und werden am Anfang der Unterrichtssequenz vorgestellt.
    http://www.esinturan.net/gegen-vorurteile
  • Gemma O’Brien ist eine australische Künstlerin, die sich mit Schrift auseinandersetzt und durch ihre performative Ganzkörperbemalung „Write Here, Right Now“ bekannt wurde. Als Inspiration für diese Aktion dienten Stefan Sagmeisters Arbeiten „Lou Reed“ und „AIGA Detroit“.
  • Die österreichische Künstlerin Jakob Lena Knebl ist Professorin für Transmediale Kunst an der Universität für Angewandte Kunst Wien und zeichnet gemeinsam mit Ashley Hans Scheirl für den österreichischen Pavillon bei der Biennale 2022 in Venedig verantwortlich. Das temporäre Mahnmal „Schwule Sau“ war von Mai 2013 bis April 2014 in Wien am Morzinplatz zu sehen. Begleitend zum Mahnmal wurden Unterrichtsmaterialien gegen LGBTIQA+ Feindlichkeit erarbeitet, die in einer Auflage von 5000 Stück von der Stadt Wien produziert wurden.
    https://www.koer.or.at/projekte/schwule-sau/
Eine Schwarzweiß-Fotografie zeigt eine mit kleinen Buchstaben beschriebene Handfläche, auf der wiederholt der Satz „My body, my decision“ zu lesen ist.
Mein Foto sagt dir, was ich denke

Mein Foto sagt dir, was ich denke © 2022 by Rebecca Viola Lobe is licensed under CC BY-SA 4.0

Rebecca Viola Lobe, studiert am Fachbereich Kunst und Bildung, Akademie der bildenden Künste Wien.

Author’s Encouragement
Gegen Stereotypisierungen und Vorurteile vorzugehen, bedarf perpetueller Arbeit. Hier beschäftigen sich Jugendliche mit Vorurteilen aus ihrer engsten Umgebung, teilen ihre Erfahrung und lernen gleichzeitig über Vorurteile, mit denen Mitschüler:innen konfrontiert sind. Schüler:innen lernen zusätzlich die Arbeiten ganz unterschiedlicher Künstler*innen kennen und arbeiten mit Schrift und Fotografie.