In Motion

In Motion
alles bewegt sich

by Rebecca Viola Lobe

Das Ziel der Unterrichtsreihe In Motion – alles bewegt sich ist es, Bewegung zeichnerisch darzustellen und abschließend eine digitale Animation, ein GIF, einer tanzenden Person anzufertigen. Dabei werden Feinmotorik, künstlerische Vorstellungskraft, Zeichnen nach Beobachtung und das Arbeiten mit digitalen Medien gefördert. Die Aufgaben beziehen sich auf Bewegungsdarstellungen bei Keith Haring und die Darstellungen von Bewegung in Comics (nach Scott McClouds „Comics richtig lesen“, 2001). Neben den dynamischen Darstellungen bei Keith Haring werden auch die aktivistischen Hintergründe und die Einbettung in die AIDS-Bewegung thematisiert. Man könnte die Unterrichtsreihe fächerübergreifend (mit Biologie) durchführen und eventuell mit einem Projekt zu Sexualität und Safer Sex verbinden.

Diese Unterrichtssequenz bezieht sich auf die Bewegungsdarstellungen bei Keith Haring und thematisiert Kunst im öffentlichen Raum (Graffitis, Wandmalereien etc.). Keith Haring (1958-1990) war ein US-amerikanischer Künstler und Pionier der Street Art in New York. Mit seinen plakativen, dynamischen Zeichnungen im öffentlichen Raum trat er für die LGBTQIA+ Community ein und war Teil der AIDS-Bewegung. Er selbst erkrankte an AIDS und verstarb 1990 im Alter von 31 Jahren. Seine Arbeiten befinden sich in unterschiedlichen Kunstsammlungen und sind teilweise heute noch an den Original-Schauplätzen zu sehen, zieren aber auch als Special Editions unterschiedliche Alltagsgegenstände, Kosmetik und Mode.

Weiterführend zu Harings Arbeiten wird anhand von Comics besprochen, wie Bewegung im Medium der Zeichnung dargestellt werden kann. Dazu werden Ausschnitte von Scott McClouds „Comics richtig lesen“ (2001) herangezogen.
Ausgehend von Harings Zeichnungen und den Bewegungsdarstellungen in Comics stellen Schüler:innen Bewegung selbst zeichnerisch dar, zuerst analog und im Anschluss digital mit FlipAnim. Das Arbeiten mit einer Animations-App kann als Teil der im Lehrplan verankerten Digitalen Grundbildung gesehen werden. Schüler:innen verwenden tagtäglich ihre Smartphones, konsumieren GIFs und verschicken diese. Mit dieser Aufgabe wird direkt an ihre Lebenswelt angeknüpft, indem sie lernen, ein GIF aus ihrer Zeichnung herzustellen. Sie machen erste Erfahrungen mit unterschiedlichen digitalen Zeichenwerkzeugen. Zusätzlich lernen sie, mit analogen Skizzen oder Zeichnungen digital weiterzuarbeiten. Die Unterrichtsreihe hat auch das Potenzial, Teil eines größeren Projektes mehrerer Fächer zu werden, welches sich über 1-2 Wochen zieht. Im Biologieunterricht werden beispielsweise Sexualität und STDs behandelt, in Geschichte die AIDS-Pandemie und der damit verbundene Aktivismus historisch aufgegriffen, und das Thema Bewegung könnte zusätzlich im Physikunterricht und Sport zeitgleich eingebaut werden. Zudem bietet es sich an, externe Sexualpädagog:innen und Vortragende mit Expertise im Themenbereich Safer Internet einzuladen.

  • Eine Doppelstunde:
    In der Einführungseinheit werden Bilder von Keith Haring sowie Ausschnitte von Comic-Zeichnungen (McCloud 2001, Kapitel 3 und 4) analysiert, in welchen Bewegungen auf unterschiedliche Weise zeichnerisch dargestellt sind. Keith Harings gesellschaftlicher Aktivismus und seine Rolle in der AIDS-Bewegung werden ebenfalls besprochen. Dazu wird das knapp fünfminütige Video „Flick Flack: Keith Harings Toilettenwerk“ gezeigt.
    Im Anschluss wird der YouTube-Clip „ImPulsTanz Workshops 2021“ gezeigt und die Schüler:innen sind aufgefordert, Skizzen anzufertigen und die im Clip dargestellte Bewegung der Tänzer*innen zeichnerisch auf Papier zu bringen. Dazu wird das Video pausiert. Nach der ersten Übungsrunde werden die Ergebnisse betrachtet und die unterschiedlichen Strategien der Schüler:innen besprochen. Nach Bedarf und Laune erfolgen weitere Runden dieser Übung. Ziel dieser Einheit ist es, genaues Wahrnehmen und Wiedergeben zu fördern sowie die Schüler:innen in das Zeichnen von Bewegungen einzuführen, Dynamik in die Zeichnung zu bringen, und sie mit dem Künstler Keith Haring bekannt zu machen.
  • Eine Doppelstunde:
    In dieser Doppelstunde arbeiten die Schüler:innen mit selbstgewählten Tanz- oder Bewegungsvideos. Mit einem Skizzenblock und einem Bleistift ausgestattet sollen die Schüler:innen die Bewegung der im Video vorkommenden Person/en zeichnerisch dokumentieren (Bsp.: Person winkt). Schüler:innen lernen, nach Beobachtung zu zeichnen. Die Zeichnungen werden zu Beginn der nächsten Doppelstunde gemeinsam betrachtet und die verwendeten Strategien besprochen.
  • Zwei Doppelstunden:
    In den Folgestunden beschäftigen sich die Schüler:innen mit der Animationsapp FlipAnim. Sie lernen digitales Zeichnen kennen und machen erste Erfahrungen mit einem Animationsprogramm. Ziel ist es, die analoge Skizze der vorherigen Einheit zu übertragen und den Bewegungsablauf digital als Animation darzustellen. Die fertigen Animationen können abschließend sowohl auf FlipAnim hochgeladen als auch als GIF heruntergeladen werden. Ein möglicher „Ausstellungsraum“ für die fertigen GIFs könnte die Schulhomepage darstellen.
Es ist eine gezeichnete Figur auf kariertem Papier zu sehen. Sie steht dynamisch, ihre rechte Hand gestikuliert ein Rock’n’Roll-Zeichen, die linke Hand ist hinter dem Rücken versteckt. Das rechte Bein hebt sich gerade. Striche rund um die Figur verdeutlichen die Bewegungen.
In Motion – alles bewegt sich

In Motion – alles bewegt sich © 2022 by Rebecca Viola Lobe is licensed under CC BY-SA 4.0

Rebecca Viola Lobe, studiert am Fachbereich Kunst und Bildung, Akademie der bildenden Künste Wien.

Author’s Encouragement
Es werden diverse Bereiche (analoges Zeichnen, digitales Arbeiten und fächerübergreifender Unterricht) abgedeckt, was eine Abwechslung im Unterrichtsalltag bedeutet. Außerdem lernen die Schüler:innen historische Positionen in der Kunst im öffentlichen Raum kennen und werden für den aktivistischen Charakter von Graffitis sensibilisiert.