Botschaft von der Erde

Botschaft von der Erde

by Viktoria Szabó

Die Menschheit erhält die Möglichkeit, eine Botschaft an unbekannte Zivilisationen zu senden. Deine Aufgabe ist es, diese Botschaft zu formulieren – eine noble, aber schwierige Aufgabe.
Welche Botschaft wirst du formulieren? Wird die Menschheit eine gemeinsame „Postkarte“ verschicken oder nur du eine in deinem eigenen Namen? Welche Botschaft wirst du den Fremden über uns vermitteln? Welchen Code wirst Du verwenden? Und welches Medium? Im Rahmen der Workshop-Reihe müssen die Studierenden ihre Idee für eine Botschaft entwerfen und präsentieren.

Eine Geschichte einer unbekannten Zielgruppe zu erzählen, ist eine der größten Herausforderungen für Geschichtenerzähler:innen. Deshalb ist es wichtig, diese Fähigkeit zu entwickeln. Die Studierenden müssen ihre Ideen so formulieren, dass sie, unabhängig von der kulturellen oder geografischen Entfernung, von allen verstanden werden. Das setzt voraus, dass sie zunächst über den grundlegenden Prozess des Verstehens nachdenken. Mit anderen Worten: Sie müssen schon in der ersten Phase der Entwicklung ihrer Geschichte das Publikum im Auge haben. Als Schriftsteller:innen Anfang der 2000er-Jahre erkannten, dass ihr Publikum auf mehreren Medienplattformen gleichzeitig präsent ist, entwickelten sie das Konzept des transmedialen Geschichtenerzählens.

In diesem Projekt ist das Publikum nicht wahrnehmbar, vielleicht sogar nicht existent. Die Teilnehmenden müssen dies akzeptieren. Sie werden viele Fragen haben, auf die sie keine Antwort erhalten. Sie lernen, wie man über ein Publikum nachdenken und mit ihm zusammen etwas schaffen kann. Sie lernen kreative Technologien kennen, die verschiedene narrative Formen und die Zukunft des Geschichtenerzählens fördern.

  • 1. Tag/Sitzung
    • Ankunft, kurze Einführung in das Projekt
    • Vortrag über die Kommunikation mit Außerirdischen
    • Die Studierenden sollen Antworten auf folgende Fragen finden: 
      • Die Form der Übermittlung: Kannst du dir Empfänger:innen vorstellen, über die du nichts weißt? Buchstäblich nichts. Du weißt nicht einmal, welchen kulturellen Code sie verwenden, ob sie einen Seh-, Hör- oder Tastsinn haben … Bist du in der Lage, über die Sprache hinaus zu denken? Bist du in der Lage, eine Sprache zu schaffen, die so universell ist, dass sie entziffert werden kann? Welche Technologie würdest du als Medium verwenden? 
      • Die Botschaft. Was würdest du über uns erzählen?  Wo sind wir? Wer sind wir? Wie sind wir? Welche Probleme haben wir? Welche Fehler haben wir begangen? Möchtest du all das allein formulieren oder unter Einbeziehung der ganzen Menschheit? Wenn Letzteres, wie soll das gehen? Und denke daran: Wenn du heute etwas verschickst, wird es vielleicht erst in 100 Jahren gefunden … 
    • Die Studierenden bilden Zweier- oder Dreiergruppen. 
    • Bei der Diskussion der möglichen Lösungsrichtungen sollte die Gruppe über Folgendes nachdenken: 
      • Welchen Teil des Projektes findest du am spannendsten? 
      • Was wird deines Erachtens am schwierigsten? 
      • Woran hast du als erstes gedacht, als du die Aufgabe bekommen hast? 
      • Wie beginnst du mit der Arbeit? (Wer möchte was machen?)

 

  • 2. Tag/Sitzung
    • Die Lehrkraft stellt die Grundzüge des transmedialen Geschichtenerzählens vor
    • Diskussion über Inhalt und Form: Konzentriere dich zuerst auf den Inhalt! 
      • Was soll die Botschaft beinhalten? 
      • Welche (Art von) Sprache möchtest du benutzen? 
      • Soll es ein Narrativ geben? 
      • Möchtest du auch andere in die Erstellung des Inhalts miteinbeziehen? (Wissenschaftler:innen, Künstler:innen, andere Gruppen, die ganze Menschheit?) 
    • Gruppenarbeit: Fortsetzung der Arbeit am Inhalt, dann langsamer Übergang an das Format. An diesem Punkt sollen die Studierenden eine kurze Recherche über mögliche Arten der Übermittlung von Botschaften durchführen (nimm dir dafür nicht zu viel Zeit, es reicht z. B.: Es wird eine Funknachricht sein; ein Objekt wird mit einem Raumschiff in den Weltraum geschickt; oder ein Algorithmus, der dies und jenes tut…). Wie wird die Botschaft transportiert? 

 

  • 3. Tag/Sitzung 
    • Präsentation der bisher durchgeführten Gruppenarbeit und der Ergebnisse. Welche Ideen, Probleme, Fragen, Lösungen haben sich ergeben? 
    • Entwerfen des Prototyps: 
      • Wie wird aus einem Konzept ein Modell? 
      • Wie wird der Prototyp aussehen? 
      • Welche Elemente vermitteln die Grundidee?
      • Welche sind die entscheidenden Teile, an denen du experimentieren musst? 
    • Die Gruppe diskutiert die Aufgaben, die mit der Erstellung des Prototyps verbunden sind.  
    • Wer macht was? Was sind die Stärken der Gruppenmitglieder? Welche Techniken wollt ihr verwenden? Welche Ausrüstung braucht ihr? Welche Mittel stehen euch zur Verfügung? 
    • Die Studierenden beginnen gemeinsam die Arbeit am Prototyp. 

 

  • 4. Tag/Sitzung 
    • Präsentation der bisher durchgeführten Gruppenarbeit und der Ergebnisse. Welche Ideen, Probleme, Fragen, Lösungen haben sich ergeben? 
    • Erstellung des Prototyps: Die Teams erstellen ihren Prototyp und widmen den ganzen Tag/die ganze Sitzung dieser Arbeit. 

 

  • 5. Tag/Sitzung
    • Die Lehrperson fasst die Arbeit der letzten Tage zusammen. 
    • Jeder Gruppe stellt ihre eigene Lösung in einer 10- bis 15-minütigen Präsentation vor.
    • Rückblick: Was hat den Studierenden gefallen und was nicht? Was war erfolgreich?
  • Stanisław Lem: „His Master’s Voice” („Die Stimme des Herrn“), 1968
  • Film: „Arrival“, Regie: Denis Villeneuve, 2016
Zeichnungen von einem Gerät, mit dem Molekülproben und Karten der von der Erde aus gesehenen Sternbilder ins All geschickt werden können
Ein Gerät, das Molekülproben und Karten der von der Erde aus gesehenen Sternbilder ins All schickt (Teilnehmende: Sally El Baba, Karim Nasr, Noah Sana, Luca Soós, Réka Mucsi)

Student work showing a device that can be sent out to space carrying sample molecules and a map of constellations visible from Earth © 2020 by Sally El Baba, Karim Nasr, Noah Sana, Soós Luca, Mucsi Réka is licensed under CC BY-SA 4.0

Ein Bild eines leuchtenden, fötusähnlichen Roboters namens Eve, der im Weltraum schwebt. Das Bild enthält einen Text darüber, warum die Fötusform gewählt wurde: Sie ist geschlechtsneutral und in jeder Hinsicht harmlos. „Das ist Baby-Eve, die am weitesten fortgeschrittene Form des Lebens.“
„Baby AI“ – Roboter mit eigenem Bewusstsein als Botschaften versenden (Teilnehmende: Karina Stephan, Luna Abi Raed, Jessica Saade, Szilveszter Váradi, Taya Ghattas)

Student work “Baby AI” – sending self-aware robots as a message @ 2020 by: Karina Stephan, Luna Abi Raed, Jessica Saade, Váradi Szilveszter, Taya Ghattas is licensed under CC BY-SA 4.0

Viktória Szabó, Moholy-Nagy Universität für Kunsthandwerk und Gestaltung, Budapest

Getestet mit Gruppen libanesischer und ungarischer Student:innen (ALBA und MOME): Online-Transmedia-Storytelling-Workshop, 2021

Prior Knowledge and Preparation

  • Grundlegende Kenntnisse über digitale Systeme und kreative Werkzeuge
  • Kenntnisse über frühere Versuche der Nachrichtenübermittlung an Außerirdische

Accessibility:
Assistance for Learners
Die Übung kann durch 3–4 moderierte Diskussionsrunden vereinfacht werden. Der Output (Prototyp) kann in ein visuelles Storyboard umgewandelt werden, das einfacher zu erstellen ist.

Additional Tools