
„An unser Grätzel …“
„An unser Grätzel …“Eine gemeinschaftliche Aneignung des öffentlichen Raums
In diesem interdisziplinären und aktivistischen Projekt erkunden Lernende sowohl Themen der Stadtplanung als auch der Typografie, um sich kreativ und gestalterisch auszudrücken. Nach einer Einführung in die Grundlagen der Stadtplanung und Architektur und einer Diskussion über städtische Bedürfnisse (Mehr Grünflächen, Sitzmöglichkeiten, konsumfreie Zonen, breitere Gehwege, Skatespots, …) und die Wünsche der Teilnehmenden, erhalten diese Impulse zur Typografie und zum Layout. Sie gestalten mithilfe eines Templates analoge Schriftarten, digitalisieren diese und entwerfen individuelle Plakate. Diese Plakate, die gesellschaftliche Anliegen und Wünsche der Lernenden zum Ausdruck bringen, werden gedruckt und an geeigneten Stellen im öffentlichen Raum angebracht. Dabei lernen die Teilnehmenden nicht nur gestalterische Kompetenzen, sondern auch die rechtlichen Aspekte der Plakatierung im öffentlichen Raum.
Description
Die lehrende Person gibt einen Input zur Stadtplanung und Nutzung des öffentlichen Raums. Die Gruppe reflektiert gemeinsam, welche Wünsche und Bedürfnisse sie an diesen haben und woran es mangelt. Dabei beziehen sie sich vorrangig auf das „Grätzl“ (Wienerisch: Stadtteil) der jeweiligen Bildungseinrichtung.
So werden einerseits raumplanerische als auch architekturtheoretische Aspekte miteinbezogen.
In der nächsten Einheit werden Impulse zu Typographie und Layout bereitgestellt, Plakate analysiert und visuelle Sprache vermittelt. Daraufhin soll die Gruppe eigenständig analoge Schriftarten mithilfe eines Templates entwickeln, die auf diese Forderungen Bezug nehmen und im Anschluss digitalisiert werden. Die Gruppen können sich hierbei nach Interessen der Partizipierenden bilden und auf Basis dieser kooperieren.
Die Unterrichtsprinzipien „Gesundheitsbildung, Politische Bildung, Verkehrs- und Mobilitätserziehung und Umweltbildung für nachhaltige Entwicklung“ bilden einen integralen Bestandteil des Tuns. (siehe https://www.bmbwf.gv.at/Themen/schule/schulpraxis/prinz.html)
Das Projekt kann auf unterschiedliche Niveaus bezüglich Vorwissens, Sprachkenntnisse und anderer Einschränkungen modifiziert werden.
Gleichzeitig bietet es zudem auch die Möglichkeit für Kooperation zwischen unterschiedlichen Bildungseinrichtungen – Studierende/Personen, die in den jeweiligen Fachbereichen tätig sind, können eingeladen werden, um mit ihrer Expertise (z.B. im Fachbereich der Raumplanung/Kunst im öffentlichen Raum usw.) zu unterstützen.
Tasks and specific work steps
A1. Input zur Stadtplanung und Nutzung des öffentlichen Raums
A2. Reflektion in Gruppen: Welche Wünsche und Bedürfnisse haben die Lernenden und wo/woran mangelt es?
A3. Input zu Layout und Typografie, Analyse von Plakaten
A4. Erstellung einer Schriftart, die Wünsche/Bedürfnisse/Kritik unterstützen sollen (Solo oder in Kleingruppen)
A5. Plakat Kreation – mit Einbezug der selbst entwickelten Schriftart, auf denen Bedürfnisse der Schüler:innen für ihr Wohlbefinden in ihrer unmittelbaren Umgebung artikuliert und gestalterisch aufgearbeitet werden
A6. Plakat Besprechung/Reflexion und Aufhängen im eigenen Grätzl – Absprache, warum etwas, wo hängen darf oder nicht, warum es wo besser funktioniert, als an anderen Orten, Kooperation mit kleinen Geschäften?
Sources and References
- Künstlerische Referenzen:
100 Beste Plakate MAK
“Der Wettbewerb 100 BESTE PLAKATE. Deutschland Österreich Schweiz zählt zu den wichtigsten Impulsgebern im zeitgenössischen Plakatdesign.” https://www.mak.at/programm/ausstellungen/100_beste_plakate_22 - Staatliche Museen zu Berlin, Frühe Plakate: Kunstbibliothek stellt über 3.000 Downloads und Ausstellung online:
https://www.smb.museum/nachrichten/detail/fruehe-plakate-kunstbibliothek-stellt-ueber-3000-downloads-und-ausstellung-online/ - Interaktive Plakatausstellung im Kontext der Reihe DesignLAB des Kunstgewerbemuseums der Staatlichen Museen zu Berlin in Kooperation mit dem Master of Arts in Art Education Curatorial Studies der Zürcher Hochschule der Künste: https://blog.zhdk.ch/designlab7/uebersichtsseite/
- Poster Analysis Worksheet erstellt von dem Education Staff, National Archives and Records Administration, Washington, DC: https://www.archives.gov/files/education/lessons/worksheets/poster_analysis_worksheet_former.pdf
- Das Lexikon der Typografie, Herausgegeben von Wolfgang Beinert, Berlin: https://www.typolexikon.de
- Tutorial Seite für Canva: https://www.canva.com/de_de/lernen/der-ultimative-typographie-guide-alles-zu-font-design/
- Marianne Jobst-Rieder „Politische Plakate in Österreich im 20. Jahrhundert“: https://www.onb.ac.at/koop-poster/projekte/Oesterr_Plakatgeschichte.pdf (Plakate in der österreichischen Geschichte)
- Andreas Bachofner „Plakatieren verboten. Der Verfassungsgerichtshof wies Anträge des Unabhängigen Verwaltungssenats Wien zur Plakatierungsverordnung der Bundespolizeidirektion Wien ab.“ In: Magazin Öffentliche Sicherheit herausgegeben von dem Bundesministerium für Inneres: https://www.bmi.gv.at/magazinfiles/2007/03_04/files/plakatierverordnung.pdf (Plakatierungsverordnung)
- Stefan Mey „Wie weit darf Außenwerbung gehen?“: https://www.horizont.at/medien/news/wie-weit-darf-aussenwerbung-gehen-58448
- wien.ORF.at „Kärntner Straße seit 50 Jahren autofrei. Kohlmarkt, Graben, Kärntner Straße – im „Goldenen U“ der Innenstadt liegen die ältesten Fußgängerzonen Wiens. Heute wird die autofreie Kärntner Straße 50 Jahre alt, trotz Kritik und Skepsis wurde die Einkaufsstraße 1974 zur ersten permanenten Fußgängerzone Wiens.“ https://wien.orf.at/stories/3266555/
- Katrin Kastenmeier „Vienna blooming – Wie eine autofreie Stadt aussehen könnte“: https://www.moment.at/story/vienna-blooming-wie-eine-autofreie-stadt-aussehen-koennte/
Images/Examples

Design Plakat © 2024 by Sidonie Sagmeister is licensed under CC BY 4.0

Plakat Das ist deine Stadt © 2024 by Sidonie Sagmeister is licensed under CC BY-SA 4.0

Schrift erstellen © 2024 by Sidonie Sagmeister is licensed under CC BY-SA 4.0

Plakat Mockup © 2024 by Gregor Pühringer is licensed under CC BY-SA 4.0
Additional Information
Author’s Encouragement
Lehrkräfte sollten sich dieser Aufgabe widmen, weil sie junge Menschen dazu anregt, sich mit essentiellen Themen auseinanderzusetzen, die ihren direkten Lebensraum betreffen. Die Schüler:innen beschäftigen sich mit der Frage, wie der Raum rund um ihre Bildungseinrichtung aussieht und welche Orte ihnen fehlen, um sich entspannt aufhalten, unbeobachtet fühlen, spielen oder chillen zu können.
Durch diese Aufgabe lernen sie, ihre eigenen Bedürfnisse zu erkennen und zu benennen – ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Zudem fördert der Aspekt der Protestkultur durch Plakate ihre Fähigkeit, auf kreative Weise Aufmerksamkeit für ihre Anliegen zu schaffen und sich Gehör zu verschaffen. Dadurch wird nicht nur ihre gestalterische Kompetenz gestärkt, sondern auch ihre politische Bildung gefördert.
Die Aufgabe kombiniert praktisches Lernen mit gesellschaftlichem Engagement und bietet den Lernenden die Möglichkeit, ihre Umwelt aktiv mitzugestalten und ihre Stimme in der Gemeinschaft zu erheben.
Prior Knowledge and Preparation
Die lehrende Person sollte sich im Vorhinein sowohl mit der Nutzung des öffentlichen Raums und Stadtplanung auseinandersetzen als auch mit Typografie, Layout und Plakatgestaltung. Außerdem sollte die lehrende Person über das Wissen verfügen, wo Plakate im öffentlichen Raum aufgehängt werden dürfen.
Die Lehrperson sollte die Tools bereits einmal ausprobiert haben, um den Lernenden unterstützend zur Verfügung zu stehen.
Die Lehrperson muss zudem in der Lage sein, die Entwürfe der Lernenden auszudrucken oder sie dabei zu unterstützen, dies selbst zu tun. Sie muss den Lernenden die Möglichkeit bieten, ihre Umwelt zu betrachten, um Ideen für Plakate zu generieren.
Die Vorbereitung ist recht anspruchsvoll, dementsprechend werden bis zu 10 Stunden Vorbereitungszeit für den Download der einzelnen Programme und das Kennenlernen dieser, Analyse des Grätzls rund um die Bildungseinrichtung und die theoretische Aufarbeitung rund um das Projekt empfohlen.
Accessibility
Die Aufgabe beschäftigt sich mit individuellen Forderungen von Schüler:innen, weshalb das Niveau bezüglich der Komplexität und des Vorwissens dieser angepasst werden kann. Dazu kommt, dass es sich zumeist in dieser Aufgabe um eine Gruppenarbeit handeln wird, bei welcher die Schüler:innen für ihre Gruppe eine Art Peer-Teaching/Mentoring durchführen werden.
Für die Tools gibt es selbstverständlich, neben einer allgemeinen Einführung, praktische Tutorial Videos (z.B. für Canva, Calligraphr, etc.)
Canva Tutorials:
https://www.canva.com/designschool/tutorials/
Calligraphr Turorials:
https://www.calligraphr.com/de/docs/faq/
https://www.calligraphr.com/de/docs/tutorial1/
https://www.calligraphr.com/de/docs/tutorial2/
https://www.calligraphr.com/de/docs/tutorial3/