Gegen den Kanon

Gegen den Kanon
Künstler*innenporträts mit Twine

by Iris Göbel

Mit Unterstützung des Tools Twine erstellen Schüler*innen auf Mini-Websites Künstler*innenportäts. Dabei setzen sie sich mit dem Kunstkanon und der Kunstgeschichtsschreibung auseinander, entdecken bisher unbekannte Künstler*innen, beschäftigen sich bei ihrer Recherche mit Creative-Commons und Nutzungslizenzen und bekommen einen ersten Einblick ins Webdesign und Programmieren.

Mit der Idea „Gegen den Kanon – Künstler*innenporträts mit Twine“ erstellen Schüler*innen mithilfe des Tools Twine Mini-Websites, auf welchen sie Künstler*innen vorstellen, die in der kanonisierten Kunstgeschichte kaum bis gar nicht vorkommen. Dafür wird zuerst gemeinsam mit der Klasse auf das Thema „Kunstkanon“ eingegangen. Die Schüler*innen erhalten einen ersten Einblick in die Kunstgeschichtsschreibung und die Problematik der Kanonbildung.

Anschließend recherchieren die Schüler*innen selbstständig nach Künstler*innen, die nicht Teil des hegemonialen, westlichen Kunstkanons sind und wählen eine Position aus, die sie interessiert. Für die Recherche können Websites wie https://femaison.ch/ oder http://advancingwomenartists.org/home-1 verwendet werden, welche vor allem weibliche künstlerische Positionen vorstellen. Die Schüler*innen können jedoch ebenso andere internationale Positionen auswählen, auf die sie während ihrer Recherche stoßen. Sie machen sich Gedanken darüber, warum sie genau diese Position ausgewählt haben und wie diese im Kunstkanon zu verorten ist.

Die Lehrperson gibt eine Einführung für das Tool Twine und stellt seine wichtigsten Funktionen vor, welche benötigt werden, um Mini-Websites mit den Künstler*innenportäts zu erstellen: Wie funktioniert das Tool? Wie wird damit gearbeitet? Welche Shortcuts sind wichtig, um Seiten miteinander zu verlinken, das Layout zu bearbeiten, Bilder einzufügen, etc.? Wie wird ein Twine gespeichert? usw. Im Zuge dessen kann ebenso das Thema von Medien-Nutzungsrechten im Internet (Lizenzen, Bildrechte, Creative Commons, Urheber*innenrecht, usw.) behandelt werden. Die Schüler*innen können dies bei der Auswahl der Informationen und Medien für ihre Künstler*innenporträt gleich berücksichtigen und anwenden.

In Zweiergruppen oder in Einzelarbeit werden nun die Künstler*innenporträts mithilfe von Twine erstellt. Die Schüler*innen sollen sich dabei über folgende Fragen Gedanken machen: Wie und auf welche Weise präsentiere ich die Künstler*innen? Wie bereite ich die Informationen auf und was wähle ich aus? Nutze ich Bilder, Videos, Sound, Verlinkungen zu anderen Websites ….? Woher kommen meine Informationen? Habe ich die Nutzungsrechte an den Quellen? Beim Erstellen der Twines bekommen die Schüler*innen einen ersten Einblick in die Welt des Webdesign und des Programmierens, da Twine in vereinfachter Form auf html basiert. Sie lernen, mittels html-Befehlen, Seiten miteinander zu verlinken, sowie Text zu gestalten und Bilder und Videos einzubetten. Das Endergebnis, also die Mini-Website mit dem Künstler*innenporträt, lässt sich als html-Dokument abspeichern und ist mit dem jeweiligen Link mit jedem Browser zu öffnen.

Zum Abschluss präsentieren die Schüler*innen die ausgesuchten künstlerischen Positionen mithilfe ihrer selbst gebauten Twines ihren Mitschüler*innen. So wird das Wissen um Künstler*innen außerhalb des Kunstkanons erweitert, die Schüler*innen bekommen die Möglichkeit, ihre eigene Arbeit vorzustellen und den Arbeitsprozess abschließend zu reflektieren.

Einheit 1 á 100min.

• Einführung: Kunstkanon und Kunstgeschichtsschreibung.

Wer oder was macht den Kunstkanon? Was verstehen wir unter dem (westlichen) Kunstkanon? Wer ist repräsentiert, wer nicht? Welche Kritik gibt es am bestehenden Kanon? etc.

• Die Schüler*innen recherchieren selbstständig nach Künstler*innen, die (noch) nicht im (westlichen) Kunstkanon vertreten sind. Dabei können sie folgende Websites unterstützen: https://femaison.ch/ oder http://advancingwomenartists.org/home-1

Die Schüler*innen machen sich Gedanken über folgende Fragen: Warum habe ich mich für diese künstlerische Position entschieden? Was interessiert mich daran? Wie wäre sie im Kunstkanon zu verorten?


Einheit 2 á 100min.

• Vorstellung des Tools Twine durch die Lehrperson: Wie funktioniert das Tool? Wie arbeitet man damit? Welche Shortcuts sind wichtig, um Seiten miteinander zu verlinken, das Layout zu bearbeiten, Bilder einzufügen, etc.? Wie speichert man sein Twine?

• In Zweiergruppen oder in Einzelarbeit erstellen die Schüler*innen im Anschluss ein Twine zu den ausgesuchten Künstler*innen.
Fragen, über die sich die Schüler*innen Gedanken machen: Wie und auf welche Weise präsentiere ich die Künstler*innen? Wie bereite ich die Informationen auf und was wähle ich aus? Nutze ich Bilder, Videos, Sound, Verlinkungen zu anderen Websites …? Woher kommen meine Informationen? Habe ich die Nutzungsrechte (lizenzfrei, Bildrechte, Creative Commons, usw.) an den Quellen?


Einheit 3 á 100min.

• Die Schüler*innen arbeiten weiter an ihren Twines.


Einheit 4 á 100min.

• Fertigstellung der Twines.
• Reflexions- und Präsentationsphase: die Schüler*innen stellen die ausgewählten Künstler*innen ihren Mitschüler*innen mithilfe des Twines vor.

Beispiel eines Künstler*innenporträt von Gunta Stölzl mit Twine. Die Überschrift „Gunta Stölzl“ ziert eine weiße Website. Es sind eine kurze Beschreibung sowie eine Menüleiste zu sehen, über die man zu den weiterführenden Unterseiten kommt. Darüber ist eine Abbildung mit der Unterschrift Gunta Stölzs zu sehen, darunter sieht man ein Bild einer ihrer Textil-Arbeiten.
Titelbild_Gegen den Kanon

Titelbild – Gegen den Kanon © 2023 by Iris Goebel is licensed under CC BY-SA 4.0 

Beispiel-Bild vom Arbeiten mit Twine. Die Abbildung zeigt die Arbeitsoberfläche des geöffneten Programms Twine. Auf der linken Seite befinden sich in einem Raster die erstellten Unterseiten, welche durch Pfeile in alle Richtungen miteinander verbunden und somit verlinkt sind. Auf der rechten Seite ist eine der Unterseiten zur Bearbeitung geöffnet. Darinnen steht der schriftliche Inhalt sowie die Html-Befehle, welche die Seite schließlich formatieren.
Twine-Beispiel_Gegen den Kanon

Twine-Beispiel – Gegen den Kanon © 2023 by Iris Goebel is licensed under CC BY-SA 4.0 

Iris Göbel studiert am Fachbereich Kunst und Bildung, Akademie der bildenden Künste Wien.

Prior Knowledge and Preparation
Die Lehrperson sollte sich bereits mit dem Tool Twine auseinandergesetzt, da es zu Beginn nicht so einfach zu verstehen ist. Man braucht dafür keine Programmierkentnisse, dennoch ist ein Basisverständnis von HTML sehr hilfreich.

Mir haben dafür folgende Tutorial-Videos sehr geholfen:
https://www.youtube.com/watch?v=iKFZhIHD7Xk&list=PLklITFhXtPCCKadv-0Gcbqoj3OCev695D&pp=iAQB (Twine-Tutorial Playlist auf Youtube).

Außerdem fasst dieses Cheatsheet viele der Shortcuts zusammen:
https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&cad=rja&uact=8&ved=2ahUKEwjU4ICwhr6AAxV-gP0HHRrrBBYQFnoECBAQAQ&url=https%3A%2F%2Fblogs.stockton.edu%2Ftextscape%2Ffiles%2F2015%2F04%2FA-Twine-Cheat-Sheet.pdf&usg=AOvVaw0r4cpiITVL3qcNqxJmMhrk&opi=89978449 (Shortcuts-Zusammenfassung für Twine). Sobald einem die Shortcuts/Befehle geläufig sind, lassen sich die Seiten relativ einfach aufbauen und bearbeiten.

Accessibility
Tutorials für Twine
https://www.youtube.com/watch?v=iKFZhIHD7Xk&list=PLklITFhXtPCCKadv-0Gcbqoj3OCev695D&pp=iAQB (Twine-Tutorial Playlist auf Youtube).