Digital Kunst betrachten

Digital Kunst betrachten
Neue Dimensionen der Kunstbetrachtung. Eine Erkundung der Digitalen Kunstbetrachtung mit Artivive

by Marlene Jobe

Dieses Projekt beschäftigt sich mit der Analyse und körperlichen Erfahrung von Kunstbetrachtung durch die Augmented-Reality-App Artivive. Es geht um ein kollektives Erforschen, bei dem es zwischen Schüler*innen und Lehrperson keine Expert*innen Rollen gibt, sondern gemeinsam die unterschiedlichen Perspektiven und Gewohnheiten der Kunstbetrachtung analysiert werden. Durch Diskussion und eigenes Entwickeln einer Animation, wird die Wirkung und gesellschaftliche Bedeutung der Augmented-Reality-Plattform Artivive untersucht.

Artivive ist eine Augmented-Reality-Plattform, die es ermöglicht, statische Kunstwerke und Bilder zum Leben zu erwecken, indem sie digitale Inhalte wie Animationen, Videos oder Audioeffekte über die Kamera eines Smartphones oder Tablets in Echtzeit auf das Bild projiziert. Gemeinsam erforschen die Schüler*innen und die Lehrperson die Wirkung dieser App. Wie kommt diese bei den Schüler*innen an? Was ändert sich bei der Betrachtung der Kunstwerke und wie verändert sich die Bewegung der Betrachter*innen im Raum? Viele Lehrperson sind eine klassische Kunstbetrachtung gewohnt, wohin gegen ein Großteil der Schüler*innen mit dem Smartphone aufgewachsen ist. Welche Rolle spielen generell unterschiedliche Erfahrungen mit täglichen Nutzungsweisen von Smartphones in der Wahrnehmung der App? Kann die App dazu beitragen, das Interesse an der Kunstbetrachtung zu wecken und so die Lernerfahrung bereichern oder ist es nur ein Gimmick und lenkt vom eigentlich Kunstwerk ab? Außerdem kann diskutiert werden, ob die Integration von Augmented Reality (AR) in der Kunstbetrachtung langfristige Auswirkungen auf die Wahrnehmung und das Verständnis von Kunstwerken hat. Darüber hinaus kann auch außerhalb der klassischen Kunstbetrachtung diskutiert werden, wann wir unsere Smartphones benutzen um gewisses Geschehen festzuhalten (zum Beispiel Konzerte, Familienfeiern …) und welchen Einfluss das auf die Betrachtung des Geschehens hat?

Bei den Diskussionen geht es nicht um ein bestimmten Output, der erzielt werden soll, sondern darum, dass die Lehrperson und die Schüler*innen gemeinsam entscheiden können, welche Themenschwerpunkte sie setzten wollen und welche Themengebiete erforscht bzw. diskutiert werden sollen. Damit die Schüler*innen nicht nur theoretisch analysieren, lautet die Aufgabe, eine eigene Animation mit dem Tool Wick Editor zu gestalten. Die Unterrichtsidee gibt vor, einen sonst leeren beziehungsweise unauffälligen Ort im Schulhaus durch die Animation zu beleben und die Betrachter*innen dazu zu bringen, dieses Ort wahrzunehmen.

Dabei lernen die Schüler*innen zum einen das Erstellen von Animationen und zum andere untersuchen sie in ihren eigenen Räumen, welche Wirkung die App Artivive haben kann.

Als erstes wird die App Artivive von der Lehrperson vorgestellt und von den Schüler*innen ausprobiert. Das kann je nach Ressourcen, durch ausgedruckte Kunstwerke die im Klassenzimmer aufgehängt werden oder durch das Projektzieren von Bildern am Beamer, gestaltet werden.

Danach kommt es zu einer Diskussion der gerade gemachten Erfahrungen. Je nach Gruppengröße, kann dies gemeinsam geschehen oder die Klasse in Gruppen aufgeteilt werden. Die Gruppe(n) erhalten mögliche Diskussionsfragen von der Lehrperson.

Als nächstes folgt die praktische Aufgabe: Hierfür wird die App Wick Editor von der Lehrperson erklärt. Die Schüler*innen sollen alle einen unauffälligen Ort im Schulgebäude finden und dafür eine Animation entwickeln, die den Ort digital belebt. Dafür macht es Sinn, einen Rahmen (beispielsweise aus Holz, Klebeband oder Papier) sowie ein kleines Objekt oder Bild an der Wand zu markieren, damit die App den Ort erkennt. Daraufhin arbeiten alle Schüler*innen am Computer, um ihre Animation zu gestalten.

Wenn alle fertig sind, geht die Klasse gemeinsam durch das Schulgebäude und betrachtet die einzelnen Animationen. Zum Abschluss gibt es eine gemeinschaftliche Reflexion im Klassenzimmer.

Hand hält Smartphone vor eine Wand. Der Bildschirm des Handys ist groß zu sehen. An der Wand ist eine abgeklebte Stelle, die ebenfalls auf dem Bildschirm zu erkennen ist. Auf dem Bildschirm ist zusätzlich eine digitale Animation zu sehen.
Erforschung digitaler Kunstbetrachtung

Erforschung digitaler Kunstbetrachtung © 2023 by Marlene Jobe is licensed under CC BY-SA 4.0

Marlene Jobe, studiert am Fachbereich Kunst und Bildung sowie Gestaltung im Kontext, der Akademie der bildenden Künste Wien.

Author’s Encouragement
Aus meiner persönlichen Sicht hat mich dieses Unterrichtskonzept interessiert, da ich
auf den ersten Blick die App Artivive als nicht sehr ansprechend wahrgenommen habe. Sie ist jedoch in den Medien und auch Museen sehr beliebt sowie, laut Rezensionen, auch bei Jugendlichen. Das Projekt ist spannend, um die jeweilige Schüler*innen-Perspektive zum Thema Augmented Reality zu ergründen, es selbst auszuprobieren und den damit verbundenen Hype zu diskutieren. Außerdem bietet das Projekt die Möglichkeit, gemeinsam mit den Schüler*innen in der Praxis zu lernen und auszuprobieren.

Prior Knowledge and Preparation
Es ist wichtig, dass die Lehrperson sich im vorhinein mit der App Artivive auseinander gesetzt hat und versteht wie sie funktioniert. Die Software ist sehr leicht und verständlich. Dafür sollte hier aber etwas mehr Zeit in die Vorbereitung zur App selbst gesteckt werden. Je nachdem wie tief eingetaucht werden will, können ca. zwei Stunden schon reichen.
Das Gleiche gilt für die App Wick Editor. An sich ist es ein sehr schnell verständliches Programm und kann in ca. 30 Minuten bis einer Stunde erlernt werden.

Accessibility
Wenn nicht jede Person ein Smartphone zur Verfügung hat mit dem die App funktioniert, können auch Gruppen gebildet werden.

Additional Tools 
Gimp oder ähnliche Bildbearbeitungstools sind von Vorteil, um die Animation im Wick Editor zu entwickeln, sind aber keine Voraussetzung um das Projekt durchzuführen.