Ziel dieses Unterrichtskonzeptes ist es, die Arbeit mit der Text-zu-Bild KI Stable Diffusion für den BE-Unterricht fruchtbar zu gestalten, d.h. einerseits die Neugier und Experimentierfreudigkeit mit gezielten Arbeitsschritten zu lenken und andererseits, die KI einer kritischen Auseinandersetzung zu unterziehen. Eingangs Bedarf es etwas Input vonseiten der Lehrperson; gemeinsam wird Besprochen was eine Szene ausmacht und welche sprachlichen Tools nützlich sind um eine Stimmung im Bild zu beschreiben. Wieviel Zeit hierfür tatsächlich notwendig ist, und ob es vielleicht sinnvoll ist vorab auch mit Bildbeispielen bzw. einer oder mehreren Bildbetrachtungen zu arbeiten, ist der individuellen Einschätzung der Lehrperson überlassen.

Anschließend wird die Text zu Bild KI vorgestellt und die Schüler*innen bekommen etwas Zeit um spielerisch mit verschiedenen Befehlen zu experimentieren und herauszufinden, wie die Bildgenerierung funktioniert. Für die Erzeugung ihrer Szene wurde in der Rubrik „Arbeitsschritte“ exemplarisch das Thema „Alltag in der Schule“ gewählt, dies ist natürlich austauschbar. Von der Lehrperson angeleitet sollen in weiterer Folge sprachliche Details in den Befehlen verändert werden, etwa durch das Hinzufügen von Adjektiven oder stilistischen Begriffen. Die Schüler*innen sollen beobachten, wie diese Veränderungen sich auf die Ergebnisse auswirken.

Schließlich soll geprüft werden, wie die KI im Hinblick auf den westlichen Kunstgeschichte-Kanon geschult ist; die Bilder sollen im Stil unterschiedlicher Kunstepochen neu erschaffen werden. Als Vorbereitung für diesen Schritt bietet es sich an, die Schüler*innen auf Google Arts & Culture verschiedene Bildepochen zu recherchieren und sich nochmals die gestalterischen Eigenheiten verschiedener Kunststile bewusst zu machen.

Im Anschluss an die Experimente mit der Text-zu-Bild KI könnte etwa dazu diskutiert werden, wie unsere Bildsprache sich durch den Einsatz von KI verändern könnte, oder was uns die Ergebnisse mit den Kunststilen über die Konsumierbarkeit von klassischer Kunst mitteilen könnten.

An diesem Punkt könnte die Aufgabe enden, andernfalls sollen die Schüler*innen nun eines ihrer generierten Bilder auswählen und wieder zu einer analogen Form zurückführen indem sie es abzeichnen/malen/nachstellen/fotografisch interpretieren/…. Je nach Möglichkeiten bzw. Zeitrahmen bieten sich verschiedene Formate, Untergründe und Malmittel an, z.B. Öl-Pastell auf Karton, Aquarell auf Papier oder Acryl auf Leinwand. Dieser letzte Schritt könnte damit argumentiert werden, dass eine künstlerische Interpretation eines künstlich generierten Bildes einen rebellischen Akt der (Wieder-)Aneignung darstellt und als Gegenposition zur beliebig reproduzierten Bilderwelt des Internets darstellt.

AUFGABE:

1.

• Überlege dir nun eine Szene mit dem Thema „Alltag in der Schule“ – beschreibe sie schriftlich. Überlege dir einen Titel für die Szene!
• Sei genau! Beantworte dir die Fragen: WER macht WAS, WIE und WO?
• Wie ist die Atmosphäre, das Licht, welche Farben/Farbstimmung hat deine Szene?
• Sammle passende FÜNF Adjektive um deine Figur(en) und die Szene zu beschreiben.

2.

• öffne die Seite https://huggingface.co/CompVis/stable-diffusion-v1-4
• tippe deinen Text in das Textfeld und lass die KI Bilder generieren (‘Generate image’).
• Sobald du ein Bild siehst, das dir gefällt, speichere es! (Rechtsklick: „speichern unter”).
• Betrachte die Bilder und wiederhole den Vorgang mehrmals, bis du VIER Bilder gesammelt hast, die deinen Vorstellungen entsprechen.
• falls die KI keine Bilder generiert die dir gefallen, versuche, deinen Text anzupassen und Details zu verändern (Stimmung, Licht…).

3.

• (Optional) Beschreibe in mindestens FÜNF Sätzen, wie sich die Bildergebnisse durch die unterschiedlichen Befehle verändert haben und versuche zu erfassen, was dir sehr gelungen und/oder ganz und gar misslungen erscheint.

4.

• Recherchiere auf Google Arts & Culture zu verschiedenen Kunstepochen oder Künstler*innen und überlege dir, welche Stile dich ansprechen und für deine Szene interessant erscheinen
• Lass die KI nun deine Szene im Stile von VIER verschiedenen Künstler*innen und/oder Kunstepochen neuerschaffen (füge am Ende deines Befehls “im Stil von…” hinzu)
• Speichere weiterhin die besten Beispiele, sodass du wieder VIER Bilder in unterschiedlichen Stilen zu deiner Sammlung hinzufügen kannst.

5.

• (Optional) Beschreibe nun, wie die KI die Szene in den verschiedenen Kunststilen darstellt. Was zeichnet die Bilder aus? Welche gestalterischen Mittel werden benutzt? Wie authentisch wirken die Bilder, und was ist zu viel, bzw. was fehlt? Schreibe Pro Bild mindestens ZWEI Sätze.

6.

• (Optional) Suche dir ein Lieblingsbild aus, und reproduziere es in analoger Form im A3 Format!
• Die Wahl der Technik hängt zum Großteil von deiner Bildauswahl ab, du kannst allerdings frei entscheiden, welche Zeichen-/Malmittel du verwendest.

Gebe am Ende der Stunde deine ACHT Bilder mit folgender Beschriftung ab:

(TITEL_DEIN NAME_NUMMER DES BILDES) + (TITEL_DEIN NAME_NUMMER DES BILDES_KUNSTSTIL bzw. KÜNSTLER*IN)

Gebe zusätzlich eine Text-Datei (Word/PDF) mit den verwendeten Prompts zu den Bildern ab: Nummer+Prompt zusammenschreiben.

(Optional) Gebe deinen Text folgender Beschriftung ab: (DEIN NAME_KI_KRITIK)
(Optional) Gebe mir deine Analoge Reproduktion bis … ab!

• https://huggingface.co/CompVis/stable-diffusion-v1-4 (Stable Diffusion 1.4 als via der Website Huggingface als Ressource für den Unterricht)
• https://www.nettricegaskins.com/ (A.I. Künstlerin, Forscherin und Aktivistin, Verfasserin von: Interrogating Algorithmic Bias: From Speculative Fiction to Liberatory Design)
• https://newleftreview.org/issues/ii140/articles/hito-steyerl-mean-images (Hito Steyerl schreibt aus Künstler*innen-Perspektive über Text-zu-Bild KIs)
• https://www.springerin.at/2023/2/mindless-machines/ (Die Journalistin Ada Karlbauer über neue KIs. Die Praxis in Befehlen für Text-zu-Bild KIs „in the style of“ zu verwenden, wird diskutiert)
• https://kunstkanon2punkt0.de/2021/02/05/was-ist-ein-kanon/ (Hanna Beuel, Elisabeth Czarnetzki und Carla Frohnhöfer diskutieren in «Was ist ein Kanon?», wie der Kunstkanon von westlichen, männlichen und weißen Paradigmen tradiert wurde und wie er diesbezüglich zu hinterfraen ist)
• https://www.kunstforum.de/artikel/kanon/ (Aktueller Artikel zum Kunstkanon von Monika Leisch-Kiesl – kostenloses Abonnement zum Lesen notwendig)

Samuel Fedy, studiert am Fachbereich Kunst und Bildung, Akademie der bildenden Künste Wien. Lehrender an einem Gymnasium in Niederösterreich.

Author’s Encouragement
Text zu Bild Generatoren werden wohl in vielen kreativen Berufen eine wichtige Rolle spielen und sollten immer wieder auf ihre Nutzbarkeit überprüft und hinterfragt werden. Ebenso ist es im Rahmen aktueller Lehrpläne sinnvoll, die künstliche Generierung von Bildern im Hinblick auf Stereotype einer kritischen Prüfung zu unterziehen.

Prior Knowledge and Preparation
Einige Versuche mit Stable Diffusion und/oder anderen Text-Zu-Bild Generatoren sind unbedingt notwendig um einen individuellen Zugang zu finden und mit genügend Tools in die Vermittlung zu gehen. Die Schüler*innen sollten grundlegendes Wissen zu Kunstepochen/Stilen sowie künstlerischen Gestaltungsmitteln besitzen.

Evtl. sollte schon vorab mit Google Arts & Culture gearbeitet werden, inkl. einer kritischen Diskussion zum westlichen Kunstkanon.

Accessibility
Englische Befehle funktionieren oft besser, daher wäre ein guter englischer Wortschatz von Vorteil. Hierfür kann auch eine Fächerübergreifende Kooperation mit dem Englischutnerricht sehr nützlich und interessant sein. Zugang zum Internet und eine stabile Internetverbindung ist unbedingt notwendig.

Additional Tools
Stable Diffusion 1.5 (via der Website Huggingface als Ressource für den Unterricht)
https://huggingface.co/CompVis/stable-diffusion-v1-4