Print it!

Print it!
Vertiefungskurs im Bereich Druckgrafik

by Patricia Schneider

Print it! bezeichnet ein offenes Lehrformat, das von einer künstlerischen Arbeitsweise ausgeht, die sich von der praktischen Arbeit mit Material leiten lässt. Im experimentellen Umgang mit druckgrafischen Verfahren sollen unterschiedliche Materialien, Techniken und Versuchsanordnungen erprobt werden, um das eigene gestalterische Repertoire zu erweitern und eine individuelle Vertiefungsarbeit zu realisieren.

Das Druckatelier bildet mit seiner umfangreichen analogen und digitalen Infrastruktur den Rahmen für eine prozessorientierte und forschende Auseinandersetzung mit ausgewählten thematischen Schwerpunkten. Das Definieren der Lehrinhalte innerhalb des Felds der Druckgrafik ist Bestandteil des Kursinhalts und wird von den Studierenden bestimmt. Theoretische Bezüge zu anderen Disziplinen werden laufend hergestellt und in die inhaltliche Auseinandersetzung miteinbezogen. Die individuellen Projekte werden dabei durch spezifische technische Inputs unterstützt und begleitet. Die praktischen Erfahrungen und die unterschiedlichen Methoden und Strategien werden im Sinne eines Skill-Sharings regelmäßig reflektiert und zwischen den Teilnehmenden ausgetauscht. Der pädagogische Fokus liegt dabei auf einem prozessorientierten Lehren und Lernen, welches sich gleichermaßen mit inhaltlichen, methodischen und technischen Aspekten befasst.

  • Das Modul gibt keine Aufgabenstellung mit inhaltlichen oder technischen Einschränkungen vor. Es lädt die Teilnehmenden vielmehr dazu ein, ein individuelles Projekt zu entwickeln, das im weitesten Sinne die Möglichkeiten serieller Produktionen oder druckgrafischer Verfahren ausnutzt oder diese gar weiterentwickelt. Für die Realisierung dieses Semesterprojekts steht die gesamte Infrastruktur des Druckateliers zur Verfügung. Das beinhaltet eine Vielzahl von Maschinen, Geräten und Materialien, welche je nach Projekt noch ergänzt werden können.
  • Innerhalb eines Kurses gibt es 15 individuelle Projekte, deren Prozesse sehr unterschiedlich sein können. So ist es denkbar, dass sich Studierende durch einen experimentellen oder forschenden Umgang mit Materialien/Gerätschaften/Verfahren einem Thema annähern, genauso wie sie konzeptionelle Ansätze verfolgen können, bei denen es eher darum geht, eine Ausdrucksform und/oder ein geeignetes Medium für ein bestimmtes inhaltliches Anliegen zu finden. Die Studierenden werden regelmäßig zur Reflexion ihrer Arbeiten aufgefordert, um eine kritische Distanz zu ihrem Schaffen und eine Sensibilisierung gegenüber den beteiligten Prozessen zu entwickeln. Durch den gegenseitigen Austausch profitieren sie von den unterschiedlichen Feedbacks der Teilnehmenden zu ihren inhaltlichen, technischen und methodischen Auseinandersetzungen, und erhalten gleichzeitig Einblicke in andere künstlerische Praktiken.
  • Der Einstieg erfolgt mit einer Auslegeordnung zahlreicher druckgrafischer Beispiele und Experimente, welche die Bandbreite möglicher Techniken und Verfahren vorstellt. Die Studierenden erhalten den Auftrag, die auf Textkarten ausgedruckten Fachbegriffe den ausgelegten Beispielen zuzuordnen. Bei der Analyse und der Diskussion zu den unterschiedlichen Bildsprachen erarbeiten sie sich ein Fachvokabular und dokumentieren die Beispiele, die für ihre Vorhaben von Interesse sein könnten. Ich bin dabei, ein digitales Archiv aufzubauen, welches die analogen Beispiele dokumentiert, damit die Studierenden jederzeit Zugriff auf dieses Material haben. Auf einer gemeinsamen Liste zu den Techniken werden die Vorkenntnisse aller Teilnehmenden zusammengetragen, um sichtbar zu machen, wo Peer-to-Peer-Hilfestellungen im technischen Bereich möglich wären. Bei der folgenden Diskussion geht es darum, die unterschiedlichen Vorhaben und Vorgehensweisen im Plenum zu besprechen und diese auf einem gemeinsamen Board zu verschriftlichen.
  • Der weitere Prozess und die Begleitung erfolgen sehr individuell. Die Kursleitung choreografiert die unterschiedlichen Prozesse, greift einzelne Themen und Fragestellungen auf, die eine übergeordnete Aktualität/Relevanz für die ganze Gruppe haben, und entwickelt dazu laufend spezifische inhaltliche oder technische Inputs. Das Lernergebnis kann je nach Projekt sehr unterschiedlich sein – die Erfahrungen und Ergebnisse werden am Schluss des Moduls im Plenum präsentiert und diskutiert.
  • Die einbezogene Literatur, Links und Beispiele variieren je nach thematischen Schwerpunkten der Studierenden sehr stark. Die Materialbeschaffung erfolgt gleichermaßen individuell und im Kollektiv. Im Druckatelier kann auf eine umfangreiche Sammlung von Originalgrafiken und technischen Experimenten als Anschauungsmaterial zurückgegriffen werden. Zudem steht vor Ort ein umfangreicher Handapparat mit Büchern aus der angewandten und bildenden Kunst zur Verfügung, welcher durch Künstlerbücher und Beispiele aus meiner privaten Sammlung ergänzt wird.
  • Für die meisten Druckverfahren stehen ausreichend Materialien (Werkzeuge, Papier, Druckfarbe, Lösungsmittel, Hilfsmittel, Reinigungsmaterial …) zur Verfügung. Digitale Geräte wie Plotter, Scanner, Risograph, Flachbettdrucker, … können durch Desktopgeräte (PC/Mac) angesteuert werden, die im Druckatelier bereitstehen und z. T. mit Spezialsoftware wie beispielsweise der Color Library (zur Colorseparation) ausgerüstet sind. Gewisse Geräte wie der Schneidplotter, der Großformatplotter, der Laser, oder die CNC-Fräse stehen in den anderen LABs und ergänzen die Infrastruktur. Als Hilfestellung zur Bedienung der verschiedenen Geräte habe ich Scripts und Videotutorials erstellt, die man mittels QR-Code an den jeweiligen Arbeitsstationen abrufen kann.
Zwei aufgeklappte Laptops stehen auf einem Tisch, an denen jeweils eine Person arbeitet. Deren Hände liegen auf der Tastatur. Auf dem Bildschirm ist eine Grafik eines Pterosauriers zu sehen. Rechts vom Bildschirm liegt ein Skizzenheft, in dem eine Tintenzeichnung eines Dinosauriers ist.
Arbeitsprozess

Arbeitsprozess © 2021 by Patricia Schneider is licensed under CC BY-NC-SA 4.0

Patricia Schneider, Leiterin des Druckateliers, HKB.
Das Modul Print it! wurde von mir als Pilotprojekt entwickelt und im HS2021 erstmals durchgeführt. In meinem Verständnis als Künstlerin und Kunstvermittlerin vertrete ich eine Haltung, bei der die künstlerische Lehre auf der Hochschulstufe von einem individuellen künstlerischen Anliegen (und nicht prinzipiell von der Technik) aus gedacht wird. Daher bleibt zunächst auch offen, welche analogen und/oder digitalen Verfahren zum Einsatz kommen.
Als Leiterin des Druckateliers möchte ich die zukunftsgerichteten Aspekte der Druckgrafik fördern und mit diesem Lehrformat den experimentellen, interdisziplinären und forschenden Praktiken eine Plattform geben. Ich verstehe das Modul als ein sich wandelndes Gefäß, das im Dialog zwischen den Studierenden, dem Druckatelier-Team und mir gestaltet wird.

Author’s Encouragement
Dieses Lehrformat baut auf der Infrastruktur des Druckateliers der HKB auf, aber könnte als Setting auch auf andere Werkstätten übertragen werden. Es bezieht sich auf künstlerische Praktiken, die ein großes technisches Knowhow erfordern. Das Basiswissen wird mittels Tutorials und Skripts vermittelt, um mehr Kapazitäten für die individuelle Begleitung von komplexeren Projekten zu schaffen. Das Modul propagiert einen Shift von einem technischen Wissenstransfer zu einer experimentellen und forschenden Arbeitsweise, bei der die Studierenden ungesichertes Wissen aufgreifen und weiterentwickeln können.

Prior Knowledge and Preparation
Auf die Themen der Studierenden reagiere ich, indem ich Hinweise, Materialien und technische Beispiele zusammentrage und bereitstelle, um das Bezugsfeld zu erweitern. Meine Vorbereitung besteht außerdem darin, unsere Infrastruktur zu warten und dauernd zu antizipieren, welche spezifischen Materialien organisiert und ergänzt werden müssen. In Bezug auf die Software bin ich eine Lehrende und Lernende, die zusammen mit den Studierenden projektspezifische Lösungen sucht und dabei immer wieder neue Programme erlernen muss.

Accessibility:
Assistance for Learners

Das unterschiedliche digitale Vorwissen der Studierenden ist eine der Herausforderungen, mit denen wir in unseren Kursen konfrontiert sind. Während der Einführungswochen werden vom Media Lab Trainings zu verschiedenen Programmen angeboten. Tatsächlich geschehen viele Lernprozesse erst beim Arbeiten an individuellen Projekten. Die Teams der verschiedenen Werkstätten bieten bei Bedarf spezifische Einführungen zur Bedienung der verschiedenen Endgeräte an und unterstützen die Studierenden bei Fragestellungen zu einzelnen Programmen. Wir regen die Studierenden auch dazu an, sich gegenseitig zu helfen. Bei Fragen, Störungen und sonstigen Anliegen zur IT können sie zudem das Servicedesk-Team der BFH kontaktieren.

Additional Tools
Die digitale Aufbereitung von Texten und Bildern erfolgt in der Regel mit Bildbearbeitungs- und Layoutprogrammen auf den Geräten der Studierenden. Unsere Computer sind ebenfalls mit Bildbearbeitungssoftware ausgerüstet, dienen aber primär als Schnittstelle zur Bedienung von Druckern und Geräten. Die Studierenden können sich mit ihrem Benutzerprofil bei allen Geräten einloggen und auf ihre Daten auf OneDrive zugreifen.
Den Cloud-Speicherdienst OneDrive können die Studierenden kostenlos nutzen. Via VPN-Client können sie auch von zuhause oder unterwegs auf die verschiedenen BFH-Dienste zugreifen. Als zentrale Online-Lernplattform stellt die BFH Moodle zur Verfügung und MS Teams zum Austausch und zur Kommunikation.
Im Print it!-Kurs nutzen wir v. a. OneDrive als Datenspeicher und bei Bedarf MS Teams. Der Austausch geschieht aber vorwiegend direkt vor Ort. Die Studierenden können die Programme von Microsoft 365 sowie zahlreiche Programme aus der Adobe-Palette kostenlos oder vergünstigt über die Institution beziehen. Einige arbeiten auch mit Apps und Open-Source-Programmen.